60 Jahre Kieler Politikwissenschaft

Die Festveranstaltung zum 60-jährigen Jubiläum der Kieler
Politikwissenschaft fand am Abend des 8. Juni im Ratssaal des Kieler
Rathauses statt. Nach einer Begrüßung durch Professorin Tine Stein und
Professor Joachim Krause sprach der Oberbürgermeister der Stadt Kiel,
Torsten Albig, ein Grußwort, in dem er der Kieler Politikwissenschaft
herzlich zum Jubiläum gratulierte. Albig verwies auf die äußerst geringe
Beteiligung an Kommunalwahlen und verband seine Rede mit einem Appell
an die Politikwissenschaft, Antworten für die dringenden Probleme der
Zeit zu finden.
Eindrücke von der Festveranstaltung am 8. Juni 2011
Den ersten Festvortrag hielt der Vorsitzende der Deutschen
Vereinigung für Politikwissenschaft, Professor Hubertus Buchstein, in
dem er über die von Höhen und Tiefen geprägte Etablierung und
Entwicklung der deutschen Politikwissenschaft referierte. Buchstein
machte deutlich, dass Kiel einer der allerersten Standorte in der
Bundesrepublik war, an der das neue Fach institutionalisiert wurde.
Anschließend sprach der ehemalige Kieler Oberbürgermeister Norbert
Gansel über seine persönlichen Beziehungen zur Kieler
Politikwissenschaft und zitierte aus dem Briefwechsel zwischen Andreas
Gayk und Michael Freund über die spannende Berufung von Freund an den
Lehrstuhl für „Wissenschaft und Geschichte der Politik“ im Jahr 1951.
Zum Abschluss erläuterte Dr. Wilhelm Knelangen den zahlreichen Gästen
die Entstehung des Forschungsprojektes zur „Geschichte der Kieler
Politikwissenschaft“.

Im Anschluss an die Redebeiträge bestand bei einem Glas Wein und
kleinem Imbiss die Möglichkeit, die Plakate der Ausstellung des
studentischen Forschungsprojektes zu begutachten oder in Gesprächen die
ereignisreiche Geschichte des Kieler Instituts für Politikwissenschaft
zu reflektieren.
Eindrücke vom wissenschaftlichen Symposium am 9. Juni
Am Tag darauf fand im Wissenschaftszentrum der zweite Teil der
Jubiläumsveranstaltungen statt. Nach der Begrüßung durch Professorin
Tine Stein gratulierte der Präsident der
Christian-Albrechts-Universität, Professor Gerhard Fouquet, zum
Geburtstag. Fouquet zeigte sich erfreut über die heutige Situation der
Kieler Politikwissenschaft, die eine sehr hohe Nachfrage seitens der
Studierenden vorweisen kann und in der seit kurzem alle Professuren des
Instituts besetzt sind. Anschließend eröffnete Dr. Wilhelm Knelangen das
erste Panel, auf dem Student(inn)en ihre Arbeiten des
Lehrforschungsprojektes vorstellten.

Den Anfang machte Marco Schulz, der sich mit dem Professor Nikolaus
Martini beschäftigt hatte und zeigen konnte, dass schon in den
Anfangsjahren der Kieler Universität im Rahmen der „philosophia civilis“
politische Themen Lehrinhalt waren. Mit einem Staatswissenschaftler des
frühen 20. Jahrhunderts, Wilhelm Hasbach, setzte sich Christian Patz
auseinander, der ausgehend von Hasbachs kritischer Haltung zur
parlamentarischen Demokratie die provokante Frage stellte, ob man
Demokrat sein müsse, um Politikwissenschaftler zu sein. Die umfangreiche
Rezeption des Werkes „Gemeinschaft und Gesellschaft“ von Ferdinand
Tönnies in den 1920er Jahren am Kieler Institut für Weltwirtschaft und
Seeverkehr als Vorläufer einer Politikwissenschaft an der CAU war Thema
des Beitrages von Alexander Wierzock. Die Berufung von Michael Freund
nach Kiel und Einrichtung des Lehrstuhls für „Wissenschaft und
Geschichte der Politik“ beleuchtete Birte Meinschien in ihrem Vortrag.
Catharina Nies ging in ihrem Beitrag auf die studentische Besetzung des
Instituts für Politikwissenschaft 1969 ein und machte die Differenzen
zwischen Michael Freund und der rebellierenden Studentenbewegung
deutlich. Die Auseinandersetzungen in der westdeutschen
Politikwissenschaft, welche zur Spaltung des Fachverbandes führten,
thematisierte Tobias Bartels.
